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Oberhofen (Knittlingen)

Von Stadtwiki

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Oberhofen ist eine Wüstung auf der Gemarkung Knittlingens.

Der Ort wird nicht urkundlich erwähnt und ist nur durch den Fund eines Friedhofes aus der spät- oder endmerowinger Zeit (7./8. Jahrhundert) nachgewiesen. Da sich in der Flur "Bergfeld" ebenfalls eine Merowinger-Begräbnisstätte befand, geht man von zwei Siedlungen auf Knittlinger Gemarkung in dieser Zeit aus. Der Friedhof befand sich in der Flur "Ob Oberhofen" östlich vom Knittlinger Zentrum, weshalb man davon ausgeht, dass der Name der Siedlung Oberhofen war. Angesichts des auffallenden Flurnamens ging man schon länger davon aus, dass sich dort eine Wüstung befindet. Allerdings weist Knittlingen mehrere Flure auf, die auf ehemalige Siedlungsanlagen spekulieren lassen, wie zum Beispiel Altenhofen, Kalkofen, Wartbühl oder Stetten.

Der Standort der Wüstung ist (nord)östlich von Knittlingen im Bereich der Flure "Oberhofen", "Farrenäcker", "Feierabend", "Litzelbach" und "Brühl" zu suchen.[1]

Inhaltsverzeichnis

Name

Die Endung -hofen ist typisch für eine Ortsgründung im Mittelalter. Ob der frühmittelalterliche Ort wirklich Oberhofen hieß, lässt sich nicht mit 100%iger Sicherheit sagen, da der Name sehr allgemein ist. Möglicherweise ist der Ortsname in Vergessenheit geraten und nur die Existenz des Orts war noch bekannt. In diesem Fall könnte Oberhofen eine nachträgliche Beschreibung des Orts gewesen sein. Andererseits könnte im Hoch- oder Spätmittelalter an diesem Platz ein Hof errichtet worden sein, welcher letztlich wieder aufgegeben wurde. Folglich würde sich in diesem Fall der Name Oberhofen vielleicht auf den Hof beziehen und nicht auf die Merowinger-Siedlung.

Funde

1938 wurden Siedlungsreste in der Flur "Oberhofen" aus der Linearkeramiker-Zeit (5700-4900 v. Chr.) entdeckt.

Im Jahr 1983 fand die Ausgrabung des frühmittelalterlichen Reihengräberfeldes statt. Dabei wurde auch ein Siedlungsgruben der Urnenfelderkultur (1200-800 v. Chr.) freigelegt. Im Merowingergrab fand man insgesamt 98 Bestattungen, die im 7. und 8. Jahrhundert stattgefunden hatten. Die Beigaben waren spärlich und teilweise waren Spuren von Grabraub ersichtlich.[2]

1984 wurden beim Straßenbau der K4516 Sandsteinmauerwerke eines Gebäudes gefunden. Das Gebäude stand nahe der Weißach.

Die Einwohner Oberhofens

Der Arächologe Folke Damminger schätzt anhand der Skelette die Zahl der Einwohner auf 80-120 bzw. 55-75, bei einer längeren Friedhofsnutzung bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts.[3] Dadurch dürfte es sich bei Oberhofen um eine kleinere und jüngere Siedlung gegenüber dem Hauptort Knittlingen handeln. Auch anhand der geringen Grabbeigaben ist anzunehmen, dass die Bewohner eher einer unteren Schicht angehört haben.[4]

Erwähnungen

In Urkunden aus dem Jahr 1250 und 1259 ist von "inferiori villa de Knuthelingen, superiori va media" (unteres Dorf Knittlingens, oberes und mittleres") die Rede. Dass es sich beim oberen Dorf vielleicht um Oberhofen handelt, ist nicht nachweisbar und spekulativ.

Die erste Nennung des Flurnamens Oberhofen fand im Jahr 1507 statt. Damals gab es zudem noch einen Oberhofer Wasen, Garten, Bronnen ("Gurrenbronnen zu Oberhofen") und Acker. Im Jahr 1732 wird ein "Garten zu Oberhofen am Schänzlen" und 1744 ein "Grasgarten zu Oberhofen bey der großen Lucken" erwähnt.[5] All die Namen betonen den Wüstungscharakter. Dass der Ort damals noch bestand, kann man daran jedoch nicht herauslesen.

Einzelnachweise

  1. Günther Mahal (1990): Dorf - Flecken - Stadt - Knittlingen, S.61
  2. G. Mahal (1990): S.31
  3. Folke Damminger, 1994, S. 206
  4. Ian Wood (Hrsg): Franks and Alamanni in the Merovingian Period: An Ethnographic Perspective, S. 209
  5. Karl Weisert (1968): Knittlingen - Geschichte einer Stadt, S.53 ff
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