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Alte Schmiede e.V.

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Der Verein Alte Schmiede e.V. – Verein zum Erhalt und zur Entwicklung der Schöpf'schen Schmiede als Kulturdenkmal hat seinen Sitz in Niefern-Öschelbronn im Ortsteil Öschelbronn.

Zweck des Vereins ist der Erhalt, die Renovierung und der denkmalgeschützte Ausbau der Schöpf'schen Schmiede und die Förderung der Nutzung als ein der Öffentlichkeit zugänglichen Kulturdenkmal. Insbesondere verfolgt der Verein das Ziel, die historische Schmiede und das Wohnhaus zu erhalten, um kommenden Generationen ein anschauliches Bild von der Lebens-, Arbeits- und Produktionsweise zu vermitteln. An den Kernstücken des Anwesens sollten keine wesentlichen Veränderungen vorgenommen werden. Als Kernstücke sind zu nennen: Die Werkstatt, das Kontor (Büro) und der Laden.

Gründungsmitglieder sind Helmut Bräuner, Sabine Clausing, Gaby Dehm-Kilian, Uli Friesinger, Joachim Kilian, Thomas Langenströer, Harald Rottner, Joachim Seyfried, Siegfried Straub, Ursula Walter und Badea Wüst.

Inhaltsverzeichnis

Die Schöpf'sche Schmiede

Die Anfänge

Im Jahr 1871 gründete Gottlieb Schöpf eine Schmiede. Kurz nach der Jahrhundertwende übernahm sein Sohn Wilhelm die Werkstatt und vergrößerte diese 1905 durch die Anschaffung von Maschinen. Ein Schleifbock mit einem Schleifstein aus Natursandstein und eine Bohrmaschine, auf der auch die auf Holzräder aufgezogenen Radreifen gebohrt werden konnten, und ein Krafthammer wurden aufgestellt. Bald kam noch eine Drehbank hinzu. Die Längstransmission wurde durch einen stationären (Karbid-)Gas-oder Benzinmotor betrieben, was zur damaligen Zeit als sehr fortschrittlich galt.

Tätigkeit und Herstellungsprogramm

In den ersten Jahren nach der Firmengründung wurden hauptsächlich Acker-, Forst- und Gartengeräte in reiner Handarbeit gefertigt. Dank der angeschafften Maschinen war das Schmieden von Äxten und Beilen, von Hufeisen usw. in größeren Stückzahlen wesentlich erleichtert und auch rentabler. So stellte man z.B. im Ersten Weltkrieg in Tag- und Nachtarbeit Hufeisen für Militärpferde her. Äxte und Beile wurden bis nach Amerika verkauft. Wie üblich zur damaligen Zeit, wurden auch Bauschlosserarbeiten, wie z.B. das Anschlagen von Türen und Toren, ausgeführt.

Die nächste Generation

In der Zeit des Ersten Weltkriegs erlernte der älteste Sohn Wilhelm im elterlichen Betrieb das Schmiedehandwerk. Der jüngere Bruder Theodor war Techniker und Kaufmann. Vor seinem Einstieg in den elterlichen Betrieb, Mitte der 1930er Jahre, bereiste er jahrelang Großhandelsfirmen als Landmaschinenvertreter. Er übernahm den Bereich Handel.

Glück im Unglück

Beim Großbrand am 10. September 1933 brannte auch das Schöpf'sche Anwesen ab. Wie durch ein kleines Wunder hielten jedoch die Baulichkeiten der im EG des Hauses untergebrachten Schmiede dem Feuer weitestgehend stand. Die vorhandenen Maschinen einschließlich Teilen der Transmission waren nur in geringem Maße in Mitleidenschaft gezogen worden. Nach dem Wiederaufbau wurden sie in die neue Werkstatt integriert.

Schwerwiegende Umstände – Wichtige Erkenntnisse

Einer der Gründe, weshalb sich der Brand zu einer derartigen Katastrophe ausweiten konnte war die Tatsache, dass man beim Versuch die Württembergischen Feuerwehrschläuche mit den Badischen zu verbinden, an den unterschiedlichen Kupplungen scheiterte. Als Erkenntnis hieraus erhielten die Systeme in den Folgejahren eine einheitliche Norm. Bei den Recherchen im immensen Fundus des Anwesens konnten auch tatsächlich die Schlauchkupplungen aus jener Zeit gefunden werden. Und sicher war es auch diesen prägenden Ereignissen mit geschuldet, dass Wilhelm Schöpf sich über viele Jahre auch als Wassermeister der Gemeinde Öschelbronn engagierte.

Nach dem Wiederaufbau

Im Jahr 1934 wurde am heutigen Standort Marktplatz 5 das Anwesen, bestehend aus Wohnhaus mit Ladengeschäft, Scheune, Stall und Werkstatt neu aufgebaut.

1935 bis 1940

Die Wagenhalle wurde durch Einbau einer süd- und einer westseitigen Wand geschlossen und in die Werkstatt eingegliedert. Die Drehbank wird an den heutigen Standort umgesetzt. Der Montage- und der Lagerplatz für Kartoffelquetschen wird dadurch geschaffen. Eine Schreinerei für die Holzbearbeitung von Kartoffel quetschen und Anhängerpritschen wird eingerichtet. Der jüngste Bruder Walter steigt mit ins Geschäft ein. Er war für den praktischen Bereich zuständig. Nun heißen die Geschäftsbereiche:

Ab 1935

1940 bis 1948

Der Schreinerei-Maschinenpark wird vergrößert. Dies war notwendig geworden, um die sich abzeichnende Möglichkeit der Produktionserweiterung mit eigenem Personal bewältigen zu können (z.B. Obstpressen, -mühlen, Sackkarren und dergleichen. Ein Schreiner wurde eingestellt. Ab Kriegsende bis Ende 1949 Intensivierung des Landmaschinenhandels sowie Ladenverkauf.

21. September 1949

Tödlicher Betriebsunfall von Walter Schöpf. Dies war in mehrfacher Weise eine Tragödie für die ganze Familie. Geschäftlich war der für die Ausführung/Produktion Zuständige nicht mehr da. Dies führte sukzessive zum Auslaufen fast der gesamten Produktion. Lediglich die Kartoffelquetschen konnten bis Ende der 1960er Jahre gefertigt werden.

Anfang der 1950er Jahre

Der Bedarf an landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen nahm stark zu. Der Handel mit Landmaschinen wurde intensiviert. Anfang der 1950er Jahre waren die Schöpfs mit dem Vertrieb von Landmaschinen ins Geschäft gekommen. In der Region wurden z.B. Einachser (von Irius) und Kleinschlepper (von Holder) in höherer dreistelliger Anzahl verkauft. 1954 wurde ein Vorbau an der Nordseite der Werkstatt angebaut. Eine Montagegrube im Boden machte Reparaturen an Schleppern möglich. Auch ein Lastkran wurde in dieser Zeit installiert. Dieser Aufschwung war im Wesentlichen dem Umstand zu verdanken, dass weite Kreise der kleinbäuerlichen Bevölkerung jetzt ihr Auskommen in der Industrie fanden und nun Geld hatten, sich Schlepper und Geräte zu kaufen. Mit diesen konnten sie mit weniger Anstrengung, vor allem aber mit viel weniger Zeitaufwand, nach Feierabend ihre kleine Landwirtschaft betreiben. Der Goldschmiedbauer – wie man in der Gegend sagt – war geboren.

Eine Ära geht zu Ende

Aber auch diese Periode fand ihr Ende. Die Kleinbauern gaben nach und nach auf. Sie hatten ihr Einkommen auch ohne Landwirtschaft. Die Felder wurden zum Teil verpachtet. Nur noch wenige Großbetriebe konnten sich behaupten. Die kleinen, ländlichen Landmaschinenhändler verschwanden. Mitte der 1970er Jahre gab es keinen aktiven Schmied mehr bei den Schöpfs. Gegen Ende des Jahrzehnts machte auch die Werkstatt dicht.

Der Ladenbetrieb

Theodor Schöpf und seine Frau Hermine führten den Laden noch einige Jahre weiter. Im Laufe des Jahres 1996 war Theodor immer seltener im Laden zu sehen. Seine Gesundheit machte ihm zu schaffen. Solange es gesundheitlich noch ging, führte Hermine Schöpf den Laden weiter. Unterstützt wurde sie dabei von ihrem Schwiegersohn und ihren Kindern, die den Laden noch einige Zeit weiterführten. Das Ladengeschäft wurde offiziell Ende Juli 2008 geschlossen.

Der Verein Alte Schmiede e.V.

Der Verein Alte Schmiede – Verein zum Erhalt und zur Entwicklung der Schöpf'schen Schmiede als Kulturdenkmal hat es sich zur Aufgabe gemacht, die historische Werkstatt samt angrenzenden Räumen unter fachmännischer Anleitung zu einem der Öffentlichkeit zugänglichen Kulturdenkmal zu gestalten. In enger Kooperation mit dem neuen Eigentümer, der Gemeinde Niefern-Öschelbronn, wurden Ideen und Konzepte entwickelt, um dieses Vorhaben sukzessive umzusetzen.

Das Umfeld

Der Ortsteil Öschelbronn hat, vor allem im Bereich rund um den Marktplatz, ein dörfliches Flair bewahrt. Durch das Ensemble alter, 1933 im historischen Stil wieder aufgebauter oder renovierter, Fachwerkhäuser entstand ein Ortsbild, das als stimmig empfunden wird. Dem Anwesen der Familie Schöpf kommt hier eine zentrale Bedeutung zu. Nicht nur, dass es allein schon wegen seiner Ausdehnung ein Kernstück des Marktplatzes darstellt, vor allem aber durch seine gewachsene Bedeutung als historischer Handwerksbetrieb mit Ladengeschäft für handwerkliches und bäuerliches Zubehör war es über Jahrzehnte eine "Institution" in Öschelbronn. Vergleichbares ist in Niefern-Öschelbronn, aber auch in den umliegenden Gemeinden, kaum noch zu finden. In zentraler Lage eröffnet sich in dem Anwesen die Möglichkeit, den Handwerksbetrieb, das Flair des alten Ladens, das Kontor und – mit Einschränkungen – auch Haus und Hof für die Nachwelt zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Altes bewahren, neues schaffen

Das gewachsene historische Ensemble, also das Haupthaus, die Nebengebäude und die Werkstatt, sind weitestgehend erhalten und wurden in den letzten Jahren zu einem der Öffentlichkeit zugänglichen, "lebendigen" Kulturdenkmal entwickelt. Unter Anleitung eines Fachmanns für die Restaurierung von Industriedenkmälern wurde ein Nutzungskonzept erstellt. Das Ziel war es, den Bürgerinnen und Bürgern von Niefern-Öschelbronn, interessierten Besuchern und Gästen die Möglichkeit zu eröffnen, die Schmiede zu besichtigen und – z.B. bei Veranstaltungen und an den Öffnungszeiten – auch zu "erleben". Auf diese Art und Weise wird nicht nur das Anwesen Schöpf erhalten, sondern, zum Beispiel durch die Übernahme und spätere Ausstellung von weiteren historischen Geräten und Maschinen aus dem bäuerlichen Umfeld, das Verständnis für die Lebensumstände Anfang des 20. Jahrhunderts lebendig gehalten.

Die Schmiede als Treffpunkt

Das Schöpf'sche Anwesen bietet, da mitten im Ort gelegen, ideale Voraussetzungen für einen kommunalen "Treffpunkt". Der Verein hat deshalb mehrere Initiativen entwickelt und in den letzten Jahren auch umgesetzt, die sowohl das Anwesen als auch den Ortsmittelpunkt in Öschelbronn mit Leben erfüllen. Ein Anfang ist gemacht und im Laufe der Zeit wird man die Schöpf'sche Schmiede mit neuen Ideen und weiteren Initiativen noch mehr im Zentrum der örtlichen Kulturszene erleben.

Ein Bollwerk gegen das Vergessen

In Zeiten des Internet, der Smartphones, der Playstations etc., geht zwangsläufig das Verständnis für so manche Handwerkskunst verloren. Die meisten Betriebe, die auch heute noch vergleichbare Arbeiten aus führen, sind industrialisiert und nicht mehr Bestandteil des gelebten und erlebten Alltags. Andererseits ist bei einer großen Zahl an Bürgerinnen und Bürgern der Wunsch vorhanden, altes Handwerk nicht nur als "tote" Materie zu betrachten, sondern selbst mitzuerleben, wie zum Beispiel ein Eisen geschmiedet, ein Pferd beschlagen, ein Wagenrad aufgezogen oder repariert wird. Es sind nicht zuletzt die Kinder, die sich von derlei Darbietungen beeindrucken lassen und – schließlich kann man hier noch nachvollziehen, was entsteht – Interesse für die Sache entwickeln. All das bieten die diversen Veranstaltungen rund um die Schmiede. Sei es am Tag des Denkmals, beim Schmiede-Markt oder im Rahmen von Führungen oder der Öffnungszeiten.

Adresse

Alte Schmiede e.V.
Gemeinnütziger Verein zur Erhaltung und Entwicklung der Schöpf'schen Schmiede als Kulturdenkmal
Parkstraße 2
75223 Niefern-Öschelbronn
Telefon: (0 72 33) 94 33 76-3
E-Mail: kontakt.alteschmiedeAt sign.svgn-oe.de
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